Weil Innovatives-Österreich mitten in der zweiten Runde ist, zwischendurch noch ein kleines Zwischenergebnis der ersten Kampain. In der kam es ja bekanntlich zum einen auf die Birne an und zum anderen darauf, wie unentbehrlich Forschung und Technologie für Österreichs Zukunft sind. Man sollte meinen, dass das auch einen Einfluss auf den Status der WissenschaftlerInnen hatte. Hatte es auch. Denn am Image von "Wissenschaft als Beruf" hat sich in Österreich fürwahr einiges geändert.
Die vorletzte Meinungsumfrage über das Ansehen von Berufen in Österreich fand vor fünf Jahren statt, die Wissenschaftler belegten damals Platz 9. Dann kam die mehrere Millionen Euro schwere Kampain, ehe vor wenigen Wochen das Meinungsforschungsinstitut market die neuesten Berufsimagewerte vorlegte (basierend auf 501 Interviews): Platz eins belegen nach wie vor die Ärzte, deren Beruf 89 Prozent für wichtig erachten. Stark aufgeholt haben die Handwerker, die mittlerweile Platz vier belegen (statt Platz sechs vor fünf Jahren).
Die Wissenschaftler – ach herrje – haben ausgerechnet in den fünf Jahren zwischen 2001 und 2006 von allen Berufsgruppen mit am stärksten verloren, liegen bei 59 Prozent und sind damit von Platz 9 auf Platz 18 zurückgerutscht, IT-Fachkräfte von 11 auf 22. www.innovatives-oesterreich.oje
P.S.: Jeder journalistischer Spott ist natürlich unangebracht. JournalistInnen (mit 46 Prozent) rangieren noch hinter den PolitikerInnen (50 Prozent) unter ferner liefen. Und wohl nicht ganz zufällig wurde weder das Ansehen von PR-Fachkräften noch von MeinungsforscherInnen erhoben.
taschwer - 4. Apr, 23:59
Gestern hielt der Wissenschaftssoziologe Rogers Hollingsworth von der Universität Wisconsin
http://history.wisc.edu/hollingsworth/ in Wien insgesamt fünf Vorträge zum Thema "Exzellenz in der Wissenschaft" – wir scheinen es ja nötig zu haben. Die letzten beiden an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und im ziemlich vollbesetzten Club Research, wo dann auch wehmütig an Wien um 1900 erinnert wurde, als wir noch ein Exzellenzzentrum waren.
Was man sich vom Vorgetragenen unter anderem für Gugging merken sollte: Exzellente Forschungseinrichtungen zeichnen sich unter anderem durch völlig Autonomie und wenig Bürokratie (und nicht unbedingt durch 14-köpfige Beiräte) aus. Und Top-WissenschaftlerInnen sind zumeist Grenzgänger (sowohl disziplinär wie auch geographisch). Nicht unbedingt umwerfend neue Erkenntnisse, aber halt auch solche, die gerne ignoriert werden.
Interessant war dann bei der Diskussion, wie sich der Ratsvorsitzende Consemüller über den schädlichen Einfluss der Politik auf Seibersdorf echauffiert hat. Darüber, dass die Wirtschaft dort im Aufsichtsrat prominent vertreten war und ist bzw. dass zu viel Einfluss der Wirtschaft auf Grundlagenforschung auch nicht gerade exzellenzfördernd ist, war aber eher nichts zu hören. Naja.
taschwer - 31. Mär, 13:21
Da soll noch einer durchblicken! Unter www.scienzz.de findet sich ein weiteres Online-Magazin mit täglich aktuellen News aus der schönen Welt der Wissenschaft Scheint sehr auf Deutschland zentriert zu sein, hat aber auch geisteswissenschaftliche Themen im Angebot.
Die Artikel sind meist sehr kurz, zwischen 1000 und 2000 Zeichen. Davon gibt es zwischen 6 und 8 pro Wochentag.
Wer dahinter steckt ist mir bei einer kurzen Recherche nicht ganz klar geworden: Strandhill Ltd. in London wird als Herausgeber im Impressum genannt. Es scheint aber kein deutscher Ableger einer englischsprachigen Site zu sein, da man unter www.scienzz.com auf die selbe Site kommt. Die fünfköpfige Redaktion residiert in Berlin.
Und bietet Praktika für „angehende Wissenschaftsjournalisten“ an. „Voraussetzung ist ein abgeschlossenes Studium und Motivation.“ Ansprüche haben die! Umgekehrt proportional wird sich wohl die Entlohnung gestalten. Wer dennoch Interesse hat soll sich bei Frau Sylva Ullmann melden.
email: Ullmann@scienzz.com
Telefon: 49-(0)30-5096 99913
Nobility - 30. Mär, 22:30
...aber nicht sollten?!?
Das Folgende ist eine aktuelle Buchbesprechung der Standard-Medienjournalistin Doris Priesching, erschienen in der Printausgabe vom 27. März. Ich war, wenn ich mich recht erinnere, auch einer der Befragten bzw. Antwortenden. Und ich frage mich, ob die Google-Erkenntnis wirklich gar so dramatisch ist, dass sie bei Priesching am Anfang stehen muss. Denn wie bei den meisten Dingen hängt es auch bei der Suchmaschine davon ab, wie man sie einsetzt. Die Konflikte zwischen Redaktion und der Anzeigenabteilung scheinen mir das bedenklichere Thema zu sein. (Laut Studie müssen das nämlich sechzig Prozent der Befragten zumindest manchmal.)
Jetzt aber: die Rezension Prieschings:
"Google ist das neue Tor zur Wirklichkeit, auch im Journalismus", erklärt Kommunikationswissenschafter Stefan Weber. Laut Studie für KommAustria und
Kuratorium für Journalistenausbildung (KfJ) unter 300 Zeitungs- und Zeitschriftenjournalisten googeln Journalisten fast so viel wie sie telefonieren. 94,8 Prozent nützen die Suchmaschine zumindest manchmal.
Warnsignal
Für Publizistikprofessor Fritz Hausjell ist das angesichts des schlampigen Umgangs im Journalismus bei der Angabe von Quellen ein Warnsignal: "Ist Journalismus nur mehr das, was zwischen gegoogelten Inhalten an Verbindungssätzen Platz hat?" Zumal die neuen Technologien von den meisten Printjournalisten nicht nur als Segnung betrachtet werden: Jeden zweiten stresst laut Studie das Internet, Männer übrigens mehr als Frauen.
Stichwort Geschlechtervergleich: Erstmals gibt es unter Berufsneulingen - also Journalisten, die noch über weniger als fünf Jahre Berufspraxis verfügen - mehr Frauen als Männer.
Wie arbeiten Österreichs Printjournalisten außerdem? Sie leiden. Unter Info-Flut, Zeitdruck, fehlenden Korrektoraten. Sie leiden, weil sie ihre Texte nicht unterbringen, weil Wirtschaft und Politik immer größeren Einfluss auf ihre Arbeit ausüben und Konflikte zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung immer heftiger werden. Immer mehr arbeiten mit freien Dienstverträgen und sind unzufrieden mit ihrer Bezahlung. Eine triste Bestandsaufnahme, die Journalistengewerkschafter Fritz Wendl immer noch für "geschönt" hält, klammere sie doch Arbeitsbedingungen von privaten TV- und Radiojournalisten aus. Google-Journalismus sei lediglich Resultat permanenten Zeitdrucks.
Hälfte studiert fertig
Von wenigstens einem Klischee befreit sich der Berufsstand nach und nach: dass Journalisten meist Studienabbrecher sind. Laut Studie haben inzwischen 46,6 Prozent ein abgeschlossenes Hochschulstudium.
DAS BUCH: Stefan Weber: So arbeiten Österreichs Journalisten für Zeitungen und Zeitschriften, herausgegeben von Meinrad Rahofer. Salzburg: Schriftenreihe Journalistik des Kuratoriums für Journalistenausbildung, Band 18, 108 Seiten, 9,90 Euro.
taschwer - 29. Mär, 14:23
Frage: Was haben die folgenden drei Sätze gemeinsam, außer dass sie mit „Warum“ beginnen?
1. Warum der Toast immer auf die Butterseite fällt und auch sonst alles schief geht
2. Warum Katzen immer auf die Pfoten fallen
3. Warum Hühner nicht auf Pink Floyd stehen
Richtig: es sind die Titel bzw. Untertitel von aktuellen populärwissenschaftlichen Buchneuerscheinungen (wobei die Verlage sicher wissen, warum Bücher mit „Warum“ im Titel sich womöglich besser verkaufen).
Der Toast-Titel dreht sich vor allem um die menschliche Wahrnehmung unter besonderer Berücksichtigung von „Murphys Gesetz“ (also warum immer alles möglichst schief geht), steckt voll von klugen Merksprüchen und ziemlich witzigen Kommentaren. Schließlich ist der Autor Richard Robinson einer der Mitbegründer von "Spitting Image" und reist seit sieben Jahren mit seiner Wissenschaftsshow durch die ganze Welt. (Mehr dazu unter www.smagic.demon.co.uk.)
Der Katzen-Titel wiederum enthält insgesamt 177 physikalische Rätsel und Paradoxien, die einigermaßen lehrreich und mitunter ganz schön überraschend aufgelöst werden. (Das mit der Katzendrehung ist im Übrigen theoretisch einigermaßen kompliziert, was ich meinem spinnerten Kater gar nicht zugetraut hätte.)
Mein Buchtipp ist aber der Hühner-Titel von Karl Kruszelnicki, einem der begnadetsten Wissenschaftsvermittler der Gegenwart. „Dr. Karls (neue) Geschichten der Wissenschaft“ strotzen vor Kuriosa, sind lehrreich und witzig - auch wenn in dem konkreten Fall der Titel zu viel verspricht: Dr. Karl zitiert nämlich bloß eine Studie des Psychobiologen Jaak Panksepp (sic!) von der Bowling Green State University (klingt verdächtig, stimmt aber; Panksepp ist zudem einer der führenden Humanethologen weltweit), der angeblich beobachtet hat, dass sich das Gefieder von Hühnern merklich sträubte, als man ihnen „The Final Cut“ vorspielte. Warum aber genau das dämliche Geflügel auf britischen progressive rock ungefähr so reagiert wie wenn man Eltern das Weinen ihrer Kinder vorspielt, bleibt leider unbeantwortet. (Meine Vermutung: womöglich sprachen die Hühner Englisch und haben nur den Plattentitel falsch verstanden...)
Zum Toast-Warum:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3442310970/qid=1143498624/sr=8-1/ref=pd_ka_1/303-6681788-6367435
Zum Katzen-Warum:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3379008737/qid=1143498702/sr=1-1/ref=sr_1_2_1/303-6681788-6367435
Zum Hühner-Warum
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3492046568/qid=1143498593/sr=8-2/ref=sr_8_xs_ap_i2_xgl/303-6681788-6367435
(Die links nur für die präsumptive amazon-Anzeige, die unserem Blog mächtig Kohle bringen wird;-)
taschwer - 28. Mär, 00:42
Dass Wissenschaftskommunikation auch in der akademischen Welt mehr Beachtung findet, zeigt sich auch an den immer neuen Studienprogrammen – wenn schon nicht im In-, so wenigstens im Ausland. Jüngstes Beispiel: ein neuer MSc-Lehrgang in Science, Media and Communication an der Cardiff University.
Was folgt, ist der Originalton der Aussendung:
This course, which is a collaboration between the Cardiff University Schools
of Social Sciences and Journalism, Media and Cultural Studies, and
Techniquest, will commence in September 2006.
For further information, visit the course webpage at:
http://www.cardiff.ac.uk/schoolsanddivisions/academicschools/socsi/courses/pg/taughtdegrees/science-communication.html
or contact Dr Robert Evans, Cardiff University
taschwer - 28. Mär, 00:08
Für die Erwachsenen gibt es seit kurzem "Economy" und "Forschen & Entdecken" und demnächst "at.venture", für die Jugendlichen schon etwas länger "ScIQ". Und damit endlich auch die Kleinen mehr über Wissenschaft erfahren, gibt es quasi ab sofort "universi-was? – das KinderuniWissenschaftsjournal".
Die erste Ausgabe ist der Frage "Was ist Universität?" gewidmet (über Antworten auf die Frage würden mitunter auch Uni-Angehörige gern mehr wissen), vorgestellt wird das Heft am 3. April um 17:30 im Kleinen Festsaal der Universität Wien – immerhin unter Beisein des Rektors.
Mehr Infos unter:
T: 01/4277-10701
E: info@kinderuni.at
www.kinderuni.at
taschwer - 27. Mär, 23:43
auf meiner persönlichen "Tour de la Science" durch das mehr oder weniger frühlingshafte wien habe ich sogar den sonntag nicht ausgelassen. "channels of knowledge" hieß die hier auch angekündigte veranstaltung im freiraum des museumsquartier. außer mir war da nur ein sehr kleines grüppchen unverdrossener (sonntags um 11h und das nach der zeitumstellung sind allerdings echt verschärfte begleitumstände), um etwas über neue formen der wissensvermittlung zu erfahren.
zu beginn bin ich gleich erschrocken, nachdem ich unseren noch sehr jungen, kleinen blog ganz groß auf die leinwand gebeamt sah. unser kollege und administrator helmuth durfte also den eröffnungsvortrag halten. über blogs natürlich, hat er ganz gut hingekriegt, finde ich. (mehr dazu kann er ja vielleicht selbst bloggen:-))
der rest des programmes war qualitativ ein ziemliches wechselbad. die einzige frau (susanne schwinghammer über die lange nacht der forschung), fand sich nach einer zugegeben etwas mißglückten präsentation unter starken beschuss der cyberphilosophen (neues buzzword für menschen wie herbert hrachovec). sonst waren keine weiblichen vortragenden aufzutreiben, hat uns die moderatorin sabine maierhofer-alberti erzählt.
hrachovec selbst sprach über wikis und negative pädagogik und obwohl sonst ja doch sehr eloquent, konnte ich gestern nicht wirklich ganz nachvollziehen, was genau er uns sagen wollte.
negativer höhepunkt war leo findeisen, auch philosoph. vielleicht bin ich ja zu blöd. aber ich habe echt keine ahnung, um was es da ging (das einzige, was ich gelernt habe ist, was ein buzzword ist und das hat einer seiner studis erzählt). ich will ja nicht beleidigend sein, aber manchen menschen sollte man echt den stecker rausziehen. zum glück hat uns die abschließende präsentation von lukas wieselberg (über science.orf.at) wieder zurück am boden der realität (und der verständlichkeit) geholt. danke!
insgesamt auf jeden fall ein ultraspannendes thema, welche neue kanäle und prozesse der wissensvermittlung und auch der -produktion entstehen, wer sie nutzt und wie sie genutzt werden...
aber ein allzu breites interesse dafür scheint im moment nicht wirklich zu existieren.
evao - 27. Mär, 18:24
dass der frühling begonnen hat, merkt man in wien schon allein an dem plötzlichen überangebot an veranstaltungen. schon, um nur einen teil davon zu schaffen, müsste man sich zerteilen.
gestern im project space, karlplatz: künstler treffen auf wissenschafter und reden miteinander - schön, aber was das ganze genau soll oder tut, wissen die proponenten dieses projekts offensichtlich selbst nicht so ganz genau.
eop - emergence of projects - heißt die transdisziplinäre kooperation bezeichnenderweise und soll wie gesagt zu einem verbesserten dialog zwischen wissenschaft und kunst führen. auf der website kann man allerlei abstrakte begriffe und selbstdefinitionen nachlesen, von der sozialen skulptur bis zur nicht hierarchischen netzwerkstruktur (nicht schon wieder ein netzwerk!)
gestern war ein so genanntes moderiertes arbeitstreffen, geredet wurde vor allem über gemeinsamkeiten, gegensätze und über gegenseitige wahrnehmung.
erschreckend war wieder mal zu sehen, welche vorstellungen von wissenschaft noch immer kursieren, scheinbar auch unter künstlern. als hätte wissenschaft tatsächlich eine antwort oder lösung für alle fragen - die idee, dort wäre das echte wissen ("die wahrheit") zuhause, während der rest der welt im halbwissen gefangen ist.
evao - 24. Mär, 15:45
Uschi Fellner, künftige Herausgeberin und Chefredakteurin der neuen Fellner-Tageszeitung, rief - und alle kamen. „Frauenmacht in den Medien – Alles nur ein Schmäh?“ – der Titel der PR-Veranstaltung für das neue Fellnerprodukt sprach wohl an. Bekannte und unbekannte Medienfrauen drängten sich gestern Abend in den zwei Räumen des Zigarrenklubs in der Neulinggasse in Wien 1030. Von den wenigen Männern wiederum quetschten sich einige mit Kameras durch die Menge, andere belasteten die eh schon schlechte Raumluft mit ihren Zigarren.
Uschi Fellner eröffnete mit Zahlen: 242 führende Positionen gebe es bei Österreichs Tageszeitungen, nur 35 davon seien von Frauen besetzt. Bis dato gebe es zwei Chefredakteurinnen, Herausgeberin keine. Dabei seien Frauen laut Studien so interessiert wie nie an Tageszeitungen. Ob sie die Zeitung selber kaufen, oder der Mann sie nach Hause bringe, wisse man allerdings nicht. Weiters seien Frauen mit den gebotenen Themen weit weniger zufrieden als Männer. „Von Frauen für Frauen“ könnte man die Forderungen und Versprechungen von Uschi Fellner am gestrigen Abend zusammenfassen.
Martina Salomon, Ressortleiterin Innenpolitik „Die Presse“, warf ein, dass die Fellner-Produkte bisher nicht gerade dadurch aufgefallen seien, dass sie so viele Frauen in Führungspositionen hätten. Aber sie betonte, es sei dumm, in der Medienbranche Frauenmacht nicht zu fördern. Sie selber habe lange gebraucht, bis sie sich traute, mehr Macht einzufordern. In der Phase der Bewusstwerdung, welche typischen weiblichen Verhaltensweisen sie daran hindern, habe sie „Das dämliche Geschlecht“ gelesen und festgestellt, dass sie ziemlich viele davon erfüllt. Salomon empfahl allen Frauen, sich etwas von der „männlichen Gelassenheit dem Chaos gegenüber“ abzuschauen.
Die Psychotherapeutin Billie Rauscher-Gföhler konnte auf die Frage nach der Frauenmacht in den Medien nichts wirklich Positives antworten: „Wir diskutieren diese Themen jetzt seit 40, 50 Jahren und das Fazit ist: Nix Neues am Horizont!“ Ein wichtiges Problem sei: Frauen glauben, sie werden entdeckt. Sie warten darauf, dass jemand ihre besonderen Fähigkeiten bemerkt, beschreibt und ihnen bescheinigt, dass sie für diese oder jene Position ideal seien. Erst dann glauben sie, dürfen sie die Macht fordern. Männer machen das anders. Die werfen sich viel mehr auf den Markt. Martina Salomon bestätigte das: „Wenn wir Frauen als Interviewpartnerinnen suchen, ist es sehr oft so, dass wir keine finden.“ Frauen glauben häufig, sie seien nicht qualifiziert genug, oder es gebe geeignetere Interviewpartner. „Männer scheren sich nicht darum, ob sie gescheit genug sind!“ Vielleicht auch das ein Grund, warum nur 17 % der Zitierten in den Medien Frauen sind.
Dass die Geschlechter in Bezug auf Macht anders agieren, zeigt sich aber auch in einer Untersuchung, wie Männer und Frauen an einen Job herangehen. Uschi Fellner zitierte eine Studie, nach der Frauen bei Vorstellungsgesprächen als erstes nach ihren Aufgaben fragten. Männer dagegen fragten nach dem Gehalt, nach der Größe des Büros und nach der Anzahl der Sekretärinnen. Auf die Frage, wie das bei den Fellners sei, antwortete sie: „Mein Büro ist tatsächlich 10 m2 kleiner als das des Co-Herausgebers.“ Außerdem habe der eine Sitzgarnitur im Büro. „Um die werde ich kämpfen!“
Frauen sind sich also offensichtlich nicht bewusst, welche Rolle Insignien der Macht spielen. Welche Symbole sind es aber, die weibliche Macht repräsentieren? Zigarren wohl kaum. Die 20 cm hohen Stöckelschuhe von Uschi Fellner? Der Babybauch einer Profil-Redakteurin? (beides absolut nicht zynisch gemeint!) Vielleicht sollte frau sich hierzu mal einige Gedanken machen.
SabinA - 24. Mär, 09:38
Die Stadt Wien hat seit heute ihr erstes eigenes Wissenschaftsmagazin: „Forschen & Entdecken“. Und die erste Ausgabe hat auch ein ultra-cooles Cover: Den überdimensional grossen Kopf einer Fruchtfliege. Und innen - Stadt Wien Werbung? Auch. Vor allem die Biowissenschaften werden so exzessiv beschrieben, dass man sich wundert, was wohl in den nächsten Ausgaben noch kommen kann: Barry Dickson, Josef Penninger und Renee Schroeder in einem einzigen Heft! Insgesamt 9 Seiten Bio von total 40. Die Bilder von den WissenschaftlerInnen sind dabei zum Teil recht originell. Was sonst noch positiv überrascht: Es ist nicht alles Naturwissenschaften. Da ist zum einen ein Text zu Freud (natürlich Freud!) und seinen Coca-Experimenten und dann gibt es noch einen Artikel über die Universität für Musik und Wunderkinder. Die 6-jährigen dürfen übrigens schon Vorbereitungskurse an der Uni besuchen, werden aber wohl kaum den Ehrgeiz haben bis halb zehn abends zu üben wie damals Mozart Junior (ach ja Mozart!). Was irgendwie befremdend wirkt, ist eine Seite über Mode & Design und ein Artikel zu trendigen Weinmöbeln. Ansonsten ist das Heft eigentlich ganz nett gemacht, wenn auch ein wenig harmlos. Einen humorvollen Glanzpunkt bietet die letzte Seite. Dort werden eine Reihe von (amerikanischen) Forschungsprojekten aufs Korn genommen. So etwa hat eine Studie der Harvard School of Public Health gezeigt, dass Lenker, die eine Waffe im Handschuhfach mit sich führen, öfters ein aggressives Fahrverhalten an den Tag legen. Na sowas.
Fazit: Etwas, was man nicht unbedingt haben muss. Wer trotzdem neugierig geworden ist, kann sich das Heft ja (kostenlos) bei der Stadt Wien bestellen und zwar unter
http://www.wien.gv.at/pid/wienat-magazine/index.html
TM - 23. Mär, 19:15