Innovatives.Österreich.at: Monolog statt Dialog

Es ist ja um einiges leichter, die bloß (r)apportierende Wissenschaftsvermittlung und die bloße, autoritätsfixierte Expertenübersetzung zu kritisieren, als es selbst besser zu machen. Aber manchmal schreien die schlechten Beispiele einfach zu laut (oder sind zu gut bezahlt), dass man sie ignorieren könnte. Zum Beispiel die Fragenbank von Innovatives.Oesterreich.at. Einmal abgesehen davon, dass die Idee alles andere als innovativ ist (ich hab genau sechs Bücher – in Zahlen: 6 – in meiner Bibliothek stehen, die alle nach dem selben Prinzip gestrickt sind, nur unterhaltsamer und lehrreicher), ist sie noch dazu schlecht umgesetzt: Man lasse einfach einen Experten/eine Expertin die "richtige" Antwort geben und bereite das journalistisch unzufriedenstellend oder gar nicht auf.
Das Ganze nennt sich "Dialogprogramm", richtiger wäre aber "Monologprogramm", denn die unkommentierten und unkommentierbaren Antworten kennen natürlich nur die ExpertInnen. Und dass sich deren Wissen (oder deren Meinungen) in manchen Fragen widersprechen kann, kommt allenfalls dadurch zum Ausdruck, dass zwei Monologe nebeneinander stehen. Immerhin: die unwissende Öffentlichkeit darf die Fragen stellen; die ExpertInnen (inklusive aller akademischen Titel!) mittlerweile aber auch. Nur: wen interessiert das alles?
jupe - 26. Apr, 17:54

mich nicht.

...
was anderes: gibt es erwähnenswerte, gelungene Kommunikation, die auf Dialog und nicht Monolog/Belehrung/one-way-info beruht? Vielleicht sollten wir die auch nennen? Wenns nicht so schwer zu finden wäre...

taschwer - 26. Apr, 18:13

Im Prinzip ist schon einmal jede Website, auf der es wenigsten Kommentarmöglichkeiten gibt, besser als das. Also zum Beispiel diese Seite hier oder science.orf.at oder was auch immer.
Zum anderen ist die nach dem selben Prinzip seit ca. 10 Jahren existierende Kolumne von Christoph Drösser nicht nur deshalb gelungener, weil er wirklich interessante Fragen aussucht, sondern sie auch noch witzig und nicht unbedingt autoritätsfixiert beantwortet. Da werden zwar auch unterschiedliche Expertenmeinungen eingeholt, aber eben kritisch verarbeitet und mitunter auch gegenübergestellt, wenn es Widersprüche gibt.
jupe - 26. Apr, 18:25

was ich bisher noch vermisse sind interaktions-möglichkeiten auf den internet-seiten von forscherInnen; mal eine direkte Kommunikation ohne "Umweg" (WissenschaftlerIn spricht zu PR-ZuständigeN, dieseR spricht zu JournalistInnen, die sprechen zur Öffentlichkeit). Aber das kostet natürlich Zeit und Überwindung...
Dann könnte "die Öffentlichkeit" gleich mit "den ForscherInnen" in Kontakt treten. Und im besten Fall auch umgekehrt.
Diese Tendez (naja, ist vielleicht zu gut-gläubig) gibt es ja mit den business-weblogs, wo CEOs selbst über ihre Firmen, Arbeit, Gedanken in öffentlichen Weblogs schreiben und diskutieren. Ist zwar nicht Wissenschafts- sondern mehr Wirtschafts-kommunikation, geht aber finde ich in eine interessante Richtung (namens "social software" - benutzung).

Die stimmts?-Kolumne finde ich auch sehr gut!
taschwer - 27. Apr, 20:31

Es braucht die VermittlerInnen!

Ich bin mir ja nicht so sicher – natürlich auch als Rechtfertigung der eigenen Existenz als Vermittler – ob es das Ideal sein kann, dass ForscherInnen und die Öffentlichkeit ständig ungefiltert aufeinandertreffen. Erstens ist das nicht der Job der ForscherInnen und zweitens würde dann schon auch eine "kritishche" Instanz fehlen – also eine, die aussucht, die sich nicht alles erzählen lässt, die zugleich besser erzählen kann, die aber womöglich auch kontexttualisiert und kritisiert. Mit anderen Worten also: wir WissenschaftsvermittlerInnen. Wenn man nur die Wirtschaft darüber berichten ließe, wie toll sie ist... ich weiß nicht. Aber ich werde das jetzt gleich einmal ganz oben zum Thema machen, nämlich: wie sollte die ideale Kommunikationssituation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit aussehen.

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