Die Nobelpreisträgerin und die Medien
Christiane Nüsslein-Volhard hat mir einen meiner wenigen journalistischen Scoops beschert. Vor nun schon acht Jahren schrieb ich der Medizinnobelpreisträgerin ein Mail mit Fragen zum Thema Frauen in den Naturwissenschaften. Sehr originell. Mit einer Antwort hatte ich kaum gerechnet, umso erstaunter war ich, dass sie mir innerhalb weniger Minuten meine Fragen kurz, aber doch bündig beantwortete.
http://www.falter.at/heureka/archiv/98_6/06.php
Wir haben dann natürlich groß damit angegeben, was die „Laureatin“ uns da so alles anvertraut hat.
Aus ihrer Perspektive sieht das freilich etwas anders aus. In einem lesenswerten Interview mit einer Tübinger-Unizeitung „attempto!“
http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/at/attem05/text5/text502.html
gibt sie über ihr Verhältnis zu den Medien ausführlich Auskunft. Ihr ist natürlich bewusst, dass man sich mit ihr „schmücken“ will. Alles lässt sie freilich nicht mit sich machen. Auf Aufforderungen wie „Erklären Sie in 45 Sekunden, wofür Sie den Nobelpreis bekommen haben.“ erwidert sie: „Nein, das mache ich nicht, das geht nicht. Punkt.“
Die wissenschaftlichen Inhalte bleiben allzu oft auf der Strecke, bedauert die Entwicklungsbiologin. Mitunter muss sie resignieren, wenn die Journalisten nicht mal wissen was ein Gen ist. Gegenlesen von Artikeln wird zur Qual: „ Bei manchen Journalisten habe ich es aufgegeben, deren Beiträge kamen so verkorkst zurück, daß ich das Gefühl hatte: Es hat keinen Zweck, ich erzähle lieber etwas vom Ambiente.“
All das ist nachvollziehbar. Nüsslein-Volhard kennt die Mechanismen der Medien, schätzt sie aber nicht und klagt stattdessen, dass Wissenschaft als Kulturgut nicht genügend anerkannt sei. Und jetzt kommt mein ceterum censeo: dass sie selbst sehr stark von einem hierarchischen Verhältnis von Wissenschaft oben und Medien bzw. Öffentlichkeit unten ausgeht, reflektiert sie zumindest in diesem Interview nicht. Sie vertritt das Defizitmodell in Reinform: mehr Erklärungen und Inhalte in die Medien und alles wird gut. Ich glaube ich muss ihr mal wieder eine Mail schreiben.
http://www.falter.at/heureka/archiv/98_6/06.php
Wir haben dann natürlich groß damit angegeben, was die „Laureatin“ uns da so alles anvertraut hat.
Aus ihrer Perspektive sieht das freilich etwas anders aus. In einem lesenswerten Interview mit einer Tübinger-Unizeitung „attempto!“
http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/at/attem05/text5/text502.html
gibt sie über ihr Verhältnis zu den Medien ausführlich Auskunft. Ihr ist natürlich bewusst, dass man sich mit ihr „schmücken“ will. Alles lässt sie freilich nicht mit sich machen. Auf Aufforderungen wie „Erklären Sie in 45 Sekunden, wofür Sie den Nobelpreis bekommen haben.“ erwidert sie: „Nein, das mache ich nicht, das geht nicht. Punkt.“
Die wissenschaftlichen Inhalte bleiben allzu oft auf der Strecke, bedauert die Entwicklungsbiologin. Mitunter muss sie resignieren, wenn die Journalisten nicht mal wissen was ein Gen ist. Gegenlesen von Artikeln wird zur Qual: „ Bei manchen Journalisten habe ich es aufgegeben, deren Beiträge kamen so verkorkst zurück, daß ich das Gefühl hatte: Es hat keinen Zweck, ich erzähle lieber etwas vom Ambiente.“
All das ist nachvollziehbar. Nüsslein-Volhard kennt die Mechanismen der Medien, schätzt sie aber nicht und klagt stattdessen, dass Wissenschaft als Kulturgut nicht genügend anerkannt sei. Und jetzt kommt mein ceterum censeo: dass sie selbst sehr stark von einem hierarchischen Verhältnis von Wissenschaft oben und Medien bzw. Öffentlichkeit unten ausgeht, reflektiert sie zumindest in diesem Interview nicht. Sie vertritt das Defizitmodell in Reinform: mehr Erklärungen und Inhalte in die Medien und alles wird gut. Ich glaube ich muss ihr mal wieder eine Mail schreiben.
Nobility - 20. Apr, 13:29
wie?
Ich bin mir der Defizite des Defizitmodells durchaus bewußt, stehe aber oft vor dem Realitäts-Problem: was sonst? Wohin sonst? Für/MIT wem sonst?
Und dass die Frau Nobelpreisträgering von diesem Modell ausgeht wundert mich nicht besonders - hat sie ein anderes kennen gelernt? Gerade sie als Nobelpreisträgerin wird doch wahrscheinlich hofiert, zu jedem noch so seltsamen Ereignis um Meinung gefragt. Natürlich kommt sie sich (als Vertreterin der Wissenschaft) als Prinzessin (also oben auf dem Thron) vor, während die sie fragenden, nervenden Medien bittend auf sie zukommen (von unten)...