Donnerstag, 18. Mai 2006

Ein Mathematiker versucht sich als Journalist

Dieser Taschner ist ein Tausendsassa! math.space-Betreiber, Wissenschaftler des Jahres und der Marcel Prawy der Mathematik, wie ein Kollege so trefflich formulierte. Jemand der mit Stehvermögen und Leichtigkeit zugleich die Wissenschaft der Zahlen und Kurven unter die Leute bringt: Und jetzt kriegt er auch noch eine Kolumne in einer Tageszeitung!
So kündigte es jedenfalls Michael Fleischhacker am Wochenende groß auf S. 2 an: Jeden Donnerstag! Und verführte mich dazu, etwas zu tun, was ich in meinem ganzen Zeitungsleserleben noch nie getan habe: Am Mittwochabend die „Presse“ zu kaufen.
Gleich auf S. 32 aufgeschlagen und – gestutzt. Das Taschnersche Thema: die ab Herbst erscheinende Fellnersche Tageszeitung, genauer ihr Titel: „Österreich“. Ein Mathematiker schreibt über Medien? Über ein Thema das vor über einem Monat diskutiert wurde (als der Titel bekannt gemacht wurde), also journalistisch längst durch ist? Und das mit einer, na ja, mäßig witzigen Kolumne, in der gerade mal eine Zahl, aber ziemlich viele Zeitungstitel vorkommen. Taschner greift sich auf dem Foto an die Brille, ich an den Kopf. Dass Fleischhacker ihn als „journalistischen Neueinsteiger“ begrüßt hat, erschließt sich erst jetzt in seiner Perfidie. Herr Taschner, bitte schreiben Sie doch wieder über Gauß und die Unendlichkeit! Sonst bleibt es bei diesem einen am-Mittwochabend-die-Donnerstagspresse-kaufen.
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=m&ressort=q&id=559580

PS I: Heute, 18.5., spricht übrigens um 14.30 Uhr Albrecht Beutelspacher, der Taschner Deutschlands, im math.space über „Mathematik als öffentliche Wissenschaft“. math.space.or.at.

PS II: In der „Welt“ erschien von Mai 2003 bis April 2005 jeden Montag die Kolumne „Fünf Minuten Mathematik“, verfasst von Ehrhard Behrends, Matheprof. an der FU Berlin und Betreiber von www.mathematik.de., einer Plattform zur Popularisierung, genauer eigentlich: zur öffentlichen Legitimierung des Faches.
Darin erklärte Behrends etwa, warum vier Farben genügen, um auf einer Landkarte beliebig viele Länder anzumalen, dass nie zwei mit der gleichen Farbe aneinander stoßen. Ok, auch das kein absoluter Brüller, aber doch ok. Jedenfalls Mathematik: Die Kolumnen stehen noch online
http://www.mathematik.de/mde/presse/fuenfminuten/fuenfminuten.html

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