Donnerstag, 6. April 2006

sex. drugs & shadow prices

im rahmen der böhm bawerk lectures (der mann vom 100 ats-schein) war edward kaplan gestern (5.4.06), zu gast im festsaal der öaw. der ami ist ökonom, stadtplaner, statistiker und "operations research"-guru vom mit.
seine parole: or can save lifes. zumindest ich hatte bis gestern keine ahnung, was operations research (or) ist/sind. es war nicht leicht dem durch die folien flitzenden, ziemlich schnell sprechenden us-ökonomen zu folgen, aber ich versuche mich dennoch an einer zusammenfassung.

2005 starben weltweit 3 mio. menschen an aids, 5 mio haben sich neu angesteckt und 40 mio leben mit dem virus.

annahme eins: eine hiv-infektion/aids erkrankung ist ein vermeidbare todesursache, man muss sich nicht mit hiv anstecken
annahme 2: or erleichtern entscheidung/planung der vergabe von geldmitteln und leisten nicht nur im betriebswirtschaftlichen, sondern auch im volkswirtschaftlichen bereich gute dienste, in diesem fall in der epidemiologie.

edward kaplan und seine mitarbeiter untersuchen mit "or": welche programme verhindern am meisten hiv-neuinfektionen und welche regionen der erde sind am stärksten betroffen. er kombiniert die beiden faktoren und errechnet so, wie man mit dem gleichen mitteleinsatz mehr neuinfektionen verhindert.
typische programme zielen auf spritzentausch, verhindern der übertragung von hiv von mutter auf kind, verhaltensprogramme in punkto sexualität, methadonersatztherapie etc.

in den usa wurden die gelder bisher unter den bundesstaaten aufgteilt, nach dem prinzip: umso mehr mittel, je mehr aids-fälle. ein völlig falsches signal aus der sicht eines ökonomen, denn wer erfolgreich hiv-infektionen verhindert, bekommt weniger geld.
außerdem wurde nur ungenügend erfasst wie hoch die basisrate an neu-infektionen in unterschiedlichen bevölkerungsgruppen ist.
mit simplen unmstellungen (das gilt wohl eher für industrieländer) kann viel herausgefunden werden. in so einem fall ist es gut, wenn ökonomen mal das ruder ergreifen und es genau wissen wollen, auf den dollar genau:
mit zwei verschieden empfindlichen hiv-antikörper-tests gleichzeitig im einsatz, kann besser eingegrenzt werden, wann sich jemand infiziert hat.
wenn man die sprizen mit einem barcode versieht, kann man nachverfolgen, wie schnell die spritzen ausgetauscht werden, ob die gleiche person sie abholt und zurückbringt. dabei gilt: wenn die spritze kürzer im umlauf ist, teilen sie weniger menschen, wenn man dann noch das restblut auf hiv testet, kommt man näher an die neuinfektionsrate.
or können berechnen, ob ich mit der doppelten menge an mitteln, doppelt so viele neu-infektionen verhindere und welcher mix an zweckgebundenen und nicht-zweckgebundenen mitteln man am meisten erreicht. oder ob es sinnvoll ist "policy constraints" aufzuerlegen: zb keine bundesmittel für bestimmte forschungszweige.
das zauberwort ist eine schon lange bekannte ökonomische annahme/berechnungsmethode: die schattenpreise. sie berechnen, ob mit einem euro mehr bzw. weniger, mehr bzw. weniger aidskranke verhindert werden können. und ab welchem mitteleinsatz sich überhaupt etwas bewegt.

ich höre jetzt mal hier auf: es waren etwa 1000 kurven und achsen und dollarwerte. aber es hört sich nach dem sinnvollen einsatz einer ökonomischen gesetzlichkeit an. wichtig ist, dass hier natürlich noch ein abgleich mit ethischen grundsätzen erfolgen muss, wsa kalan durchaus klar ist. man wird nicht aufhören babys vor der übertragung von hiv durch die mutter zu schützen, aber man muss damit rechnen, dass sie rate an waisenkindern in die höhe schnellt. also vielleicht doch ein paar mittel für die behandlung der mütter abzweigen...

Österreichischer Journalistinnenkongress

Am 30. und 31. März fand der 8. Österreichische Journalistinennkongress statt. Hier eine Auswahl an Projekten und Links zum Selber-Stöbern.

1. Frauen in der Medienwelt
Karen Ross, Professorin für Mass Communication an der University of Coventry, präsentierte die Studie GMMP international (Global Media Monitoring Project).
Nach 1995 und 2000 wurden im Februar 2005 an einem Stichtag in 76 Ländern Nachrichten aus Fernsehen, Zeitung und Radio erhoben und nach Genderkriterien ausgewertet. 52 % der Weltbevölkerung sind Frauen, aber:
• nur 21% der Menschen, über die in den Medien berichtet wird, sind Frauen
• 86% der Menschen, die in den Nachrichten zitiert werden, sind Männer
• 83% der ExpertInnen, die zitiert werden, sind Männer
• Männer berichten eher über „harte News“ (Politik, Wirtschaft), Frauen häufiger über „Softhemen“ (Familie, Gesellschaft...)
Ausführliche Ergebnisse und Informationen über das Projekt:
Who makes the news?

Marlies Hesse, Geschäftsführerin des Deutschen Journalistinnenbundes berichtete über GMMP Deutschland. Weiters erzählte sie über die Initiative der Badischen Zeitung die sich am Frauentag 2006 einmal mit einem weiblichen Blick auf das Weltgeschehen versuchte und damit sehr gut ankam. Winzerinnen, Frauen und Geschwindigkeitsübertretungen beim Autofahren, Frauen im Sport.... ein interessantes Projekt, das viele weiterführende Fragen eröffnet.
Badische Zeitung am Frauentag 2006

Um die Darstellung von erfolgreichen Frauen in Medien geht es in der Journalistinnen-Bund Untersuchung „Angela-Watch: Is was Kanzlerin?“
„Das Merkel“ schrieb z.B. die Satireschrift Titanic, um ein sehr provokantes Beispiel zu zitieren. Aber auch der Umgang mit Merkel in den seriösen Blättern ist aufschlussreich.
Angela- Watch

2. Netzwerke und Datenbanken
Brigitte Handlos stellt das Frauennetzwerk Medien vor, dem sie vorsteht. Es handelt sich dabei um ein überparteiliches Netzwerk von Medienfrauen: Journalistinnen , PR-Frauen....bei dem es vorwiegend um berufliche Interessen geht und das die Teilnehmerinnen beruflich weiterbringen soll. („wir sind kein Kaffeekränzchen und keine Selbsthilfegruppe“).
Frauennetzwerk Medien

Alexandra Buhl stellt die Österreichische Expertinnendatenbank vor:
In der Datenbank finden sich (drzt. 539) Expertinnen aus unterschiedlichsten Bereichen. Die Suche ist nach Sparten (z.B. Politik, Recht, Medien...) möglich oder nach Stichworten (z.B. Quantentechnologie...)
Expertinnendatenbank

Laura Henderson spricht über Central European Center for Women and Youth in Science (CEC-WYS) vor, ein Projekt des 6.EU-Rahmenprogrammes vor.
Ziel: Frauen und Junge in der Wissenschaft in Zentral- und Osteuropa fördern, zu vernetzen (durch Seminare, Tagungen, Förderprogramme....). Beteiligt sind Ungarn, Slowakei, Tschechien, und Slowenien.
Datenbank des CEC-WYS: Wissenschafterinnen nach Sparten, Ländern, Stichworten (auch Geistes- und Sozialwissenschafterinnen).
CEC-WYS

Isabel Beuter berichtet über Projekte des CEWS – Center of Excellence Women in Science, in Bonn.
Ziel: Chancengleichheit von Frauen und Männer in Wissenschaft und Forschung in Deutschland, Wirkungsfeld international. Interessante Projekte, des CEWS sind z.B.
Datawomsci: Studie über bestehende Netzwerke zu Frauen in der Wissenschaft in Europa (abgeschlossen).
Folgeprojekt EPWS: European Platform of Women Scientist, versteht sich als „Netzwerk der Netze“ in Brüssel, soll Wissenschafterinnen in ganz Europa vernetzen.
Dies alles und viel mehr unter
CEWS-Center of Excellence

Sonja Russ stellt die neue österreichweite Online-Frauen-Plattform vor: es finden sich Fraueninitiativen, -gruppen, -vereine. Interessant zum Schmökern. WelchenSport betreiben die Ballerinas, wer ist frida und wohin sind die Futschistinnen? Die Antworten finden sich unter:
Frauenfakten

.

Ein Gemeinschaftsprojekt von SciMedia, SciCo und SciBlog

Links

Aktuelle Beiträge

Entdeckungen im eigenen...
Ich durfte gerade einen Beitrag über „Wissenschaftsjournalismus ...
Nobility - 8. Jun, 01:29
Endlich: der erste Fußballeintrag...
Jaja, man kennt das schon mit der Wissenschaft und...
taschwer - 7. Jun, 10:02
Magisches Nano. Und eine...
Ende April war die Aufregung unter den Technologiealarmisten...
taschwer - 6. Jun, 20:54
Wahr-sager: was dürfen...
Der SciBlogger WEISEL hat es in seinem Kommentar zur...
jupe - 6. Jun, 11:34

Suche

 

Status

Online seit 6849 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 8. Jun, 01:29

Credits

RSS Box


Lebenswelten
Links
SciCo - Verein
Scimediawatch
Termine
Veranstaltungen
Weiterbildung
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren