Mittwoch, 15. März 2006

Writing about numbers

darauf bin ich heute zufällig gestossen. richtlinien der United Nations Economic Commission for Europe, wie man über zahlen schreiben soll.
interessiert euch vielleicht, da das in der wissenschaftsberichterstattung ja auch häufiger vorkommt.
Writingaboutnumbers (pdf, 501 KB)
es sind zwar viele, vermutlich allseits bekannte allgemeine schreibtipps enthalten und das ganze richtet sich eigentlich auch nicht an journalisten - sieht dennoch ganz brauchbar aus.

Defizitäres Defizitmodell - wie man Wissenschaft (nicht) kommunizieren soll

Wer glaubt, die Öffentlichkeit wüsste nur einfach zu wenig über Wissenschaft und man müsse sie nur besser informieren, und alles würde besser, sitzt dem „Defizitmodell“ auf. Schon seit Jahrzehnten verweisen Wissenschaftsforscher darauf, dass mehr Wissen keineswegs für mehr Akzeptanz für Forschung führt, dass hierarchische Modelle (Wissenschaft oben, Öffentlichkeit unten) die Wirklichkeit in ihrer Komplexität nicht abbilden und außerdem nicht gerade sehr demokratisch sind.

Die Defizite des Defizitmodells waren der Ausgangspunkt beim gestrigen Vortrag von Annina Müller (Institut für Wissenschaftsforschung, Uni Wien
http://www.univie.ac.at/virusss/) am Institut für Technikfolgenabschätzung der ÖAW. Ihre Frage: Ist die Botschaft mittlerweile auch bei den Wissenschaftskommunikatoren selbst und vor allem auch bei der Politik angekommen? Die Antwort lautet jein, mit Betonung auf letzterem.

Ja, es gibt vereinzelte Dokumente in der EU oder im bm:bwk, die eine aktive Miteinbeziehung des Bürgers fordern, ja, gar eine „begründete Zurückweisung“ von bestimmten Foschungsrichtungen zulassen, also keine reine Akzeptanzbeschaffung mehr sind.

Schaut man sich aber die Aktivitäten der letzten Jahre in Österreich an – wir reden von der Science Week, der Kampagne „Innovatives Österreich“, von Gen-AU und von der Langen Nacht der Forschung, dann erweist sich das Defizitmodell aber nach wie vor als sehr präsent.

Der Prozess der Forschung bleibt weitestgehend „geblackboxed“, fokussiert wird auf "Back-End-Kommunikation“, man zeigt nur was hinten rauskommt, auch wenn die Lange Nacht der Forschung hier weiter gekommen ist als die rein auf Infotainment setzende Science Week. Die hirnlose „Auf die Birne kommt’s an-Imagekampagne“ hat ein vorgestriges Bild von Wissenschaft vermittelt. (Viele Leute dachten eh, es wird eigentlich für mehr Obstkonsum geworben).

Trotzdem: ins Gespräch mit Wissenschaftler zu kommen, finden die Besucher entsprechender Events spitze. Da verlieren sich Scheu und Vorurteile. Da nimmt sich jemand Zeit und erklärt mir Hascherl von der Straße was. Die sind ja richtig nett, diese Genomforscher! Vertrauensbildende Maßnahmen, nennt man das.

Nur: die Wissenschaft stellt selbst keine Fragen an die Öffentlichkeit. „Die wollen nichts von uns wissen“, beklagten sich viele Besucher jener Events, die von Annina Müller und ihren KollegInnen interviewt wurden. Die Kommunikation bleibt einseitig, die Hierarchie erhalten, die Wissenschaft interessiert sich nicht für das „Wissen“ der Öffentlichkeit.

Totgesagte leben länger, das Defizitmodell jedenfalls wird sich nicht so schnell in die Gruft legen. Sollte es vielleicht auch nicht, denn NICHT zu informieren kann ja wohl auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Anzustreben ist wohl ein guter Mix aus Information und Partizipation, gepaart mit Enthierarchisierung, ein beidseitiger Lernprozess eben. Das wird noch eine Weile dauern.


Unter http://www.oeaw.ac.at/ita/ sollen die ppt-folien von Annina Müllers Vortrag bald herunterzuladen sein.

Forschungsbeilage von "der Standard" jetzt mittwochs und dafür dicker

Ab 22.März erscheint die Forschungsbeilage der Tageszeitung "der Standard" immer mittwochs anstatt wie bisher montags.
Sie wird um einige Seiten dicker sein und wird neben der Technik und der Naturwissenschaft auch Platz für Geistes- und Sozialwissenschaften bieten - beziehungsweise gesellschaftliche Relevanzen und dergl. hinterfragen. Das stand teilweise in der dieswöchigen Beilage in einem kleinen Kastl, teilweise hat das aber auch Peter Illetschko (Redaktion Forschungsbeilage) erzählt.
Ich bin gespannt.

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